MMag. Gunter Brandstätter

Geschäftsführer Tourismusverband Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen

Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen: Im Herzen der Steiermark

MMag. Gunter Brandstätter

Geschäftsführer Tourismusverband Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen
MMag. Gunter Brandstätter ist seit März 2016 der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen. Vorher war er 2,5 Jahre Manager der THV-Reisen GmbH.
Sehr geehrter Herr Brandstätter,
Sie zeigen Ihren Besuchern unter anderem die Ausstellung „Natur in Menschenhand“. Worum geht es und wird die Ausstellung im Allgemeinen gut angenommen?

Das Thema ist brandheiß: Wie sieht die Zukunft der Natur mit uns Menschen aus? Diese Ausstellung soll helfen, die vielfältigen Leistungen der Natur zu erkennen. Vor allem soll sie dazu motivieren, die Rolle des Menschen in der Natur zu reflektieren und sich mit Entscheidungsprozessen zu beschäftigen, die im gelungenen Fall zu einer zukunftsfähigen Lebensweise führen. Anhand der Darstellung von Nationalparken, Naturparken und Natura2000-Gebieten werden Mechanismen gezeigt, wie Naturschutz wirkt und wie es durch konkretes Tun möglich ist, unsere Umwelt mitzugestalten. Mittlerweile haben fast 10.000 Personen die Ausstellung besucht und sie wird auch von Schulen sehr gerne angenommen.

Wie würden Sie einem Nicht-Ortskundigen den Naturpark Ihrer Region beschreiben?

Der Naturpark liegt eingebettet im Herzen der Steiermark, umrandet von den Seetaler Alpen Zirbitzkogel (2.396 m) im Osten und der Grebenzen (1.870 m) im Westen. Eine durch die Eiszeit geprägte Kulturlandschaft, die auch heute noch mit zahlreichen Relikten aus vergangen Tagen wie Moore und Teiche diesen Charakter trägt. Saftig grüne Almwiesen und artenreiche Wälder untermauern den idyllischen Charakter dieser Wald- und Seenregion.

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Skigebiet Grebenzen © ikarus.cc

Welche Rolle spielt nachhaltiger Naturschutz im Tourismus?

Die Erhaltung von Naturlandschaften ist bei uns höchstes Gebot. Nachhaltige Nutzung und Schutz des Naturerbes stehen bei uns an erster Stelle. Für ein problemloses Miteinander bringen wir alle Interessenten auf einen Tisch und schaffen „naturverträgliche“ Routen. D.h. unsere Wanderwege, Bikerouten, Loipen, Skitouren, Schneeschuhwanderungen, etc. werden so angelegt, dass die Tier- und Pflanzenwelt, die Besucher, die Jäger, Grundbesitzer und Naturschützer alle im Einklang sind und nicht gestört werden. Nur so können wir auf Dauer den Wert unserer Landschaft erhalten und den Zutritt für alle gewährleisten.

Was hat es mit den so genannten Natur-Leseplätzen auf sich?

Jahrtausendelang haben weise Menschen gelehrt, dass die Natur ein großes Buch ist, aus dem wir unendlich viel lernen können. Aber anstatt das Buch der Natur zu lesen, haben wir auf alles andere mehr gehört und die Natur verschmäht. NaturLesen bedeutet, die Welt mit all unseren Sinnen bewusst und aufmerksam wahrzunehmen und daraus Erkenntnisse für unser eigenes Leben zu gewinnen. Unser Weitwanderweg „Via Natura“ geht mit den installierten NaturLese-Plätzen auf unterschiedliche Themen ein und bringt dem Menschen die Natur und der Natur den Menschen näher. Zum Beispiel bei der Ursprungsquelle in Zeutschach!

NaturLesen - Genießen der Natur
Wie sieht für den Durchschnittstouristen ein idealer Tag in Ihrer Region aus?

Im Sommer geht es nach dem Frühstück in der Unterkunft los mit eBike, eAuto, Wanderbus oder Hoteltransfer. Auf zum Reithof und mit dem Pferd zum Podulerteich (oder einem der anderen zahlreichen Teiche, die bei uns mitten in der Natur gratis Baden möglich machen), rein ins Wasser. Nach dem Picknick in freier Natur weiter zum Moor, wo es gilt Gelbbauchunken und seltene Pflanzen zu entdecken. Nach der Reitpartie geht es ab in die Graggerschlucht! Bei einer geführten Wasserwanderung oder ohne Guide mit einem kurzen Abstecher zur Zeckis Hütte (riesen Holz-Spielplatz) auf zum Fischerwirt, der für seine Rieseneisbecher und geräucherten Fische bekannt ist. Weiter zur Ursprungsquelle wo die Pöllauer Sängerrunde herkommt (Gewinner der großen Chance der Chöre), den Panoramablick auf den Zirbitzkogel nicht vergessen oder ein Abstecher zum Brauwirt Seidl, der sein selbst gebrautes Bier kredenzt. Mit den Kindern kann mach auch gleich abkürzen zum Märchenrätselwald beim Gasthof Seeblick mit Streichelzoo oder Reitmöglichkeit. Wenn es den Männern zu fad wird – Fischen auf den umliegenden 5 Teichen geht immer! Hund mitnehmen – kein Problem!

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Skigebiet Grebenzen © ikarus.cc

Wie sind die Wanderwege in Ihrer Region gestaltet? Gibt es hier beispielsweise kürzere Alternativen für Menschen, die nicht überdurchschnittlich fit sind und dennoch die Natur genießen möchten?

Wir betreuen über 600 km Wanderwege und Routen in unserem Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen. Vom 2.396m hohen Zirbitzkogel bis zur 1.870m hohen Grebenzen gibt die Landschaft für jedes Niveau etwas her. Vom kinderwagentauglichen Spaziergang bis zum hochalpinen Gelände und für nächstes Jahr planen wir sogar rollstuhltaugliche Plätze zum Fischen. Bei den geführten Wanderungen gibt es beispielsweise die Möglichkeit vom Wanderbus abgeholt, zur Wanderung und wieder zurück gebracht zu werden. Bei diesen Wanderungen gibt es Abkürzungen oder Hütten bei denen man am Rückweg wieder vorbeikommt. Oft machen wir eine zweite Wandergruppe um den besonderen Bedürfnissen unserer Gäste bestmöglich nachzukommen. Nicht umsonst ist unsere gesamte Naturparkregion von den Österreichischen Wanderdörfern, welche die härtesten Prüfstandards in Österreich aufweisen, als Wanderregion zertifiziert.

Was kann ich in Ihrer Region erleben, wenn das Wetter einmal so schlecht ist, dass sich der Gang zur Piste nicht lohnt?

Neben den üblichen Alternativen wie Hallenbad, öffentlich zugängliche Wellnessbereiche und Thermen gibt es mit der MurtalCard, die jeder Gast gratis bei seinem Beherberger bekommt, eine Vielzahl an Ausflugszielen in der Urlaubsregion Murtal. Eine Fahrt mit dem Dampfbummelzug, eine Führung im Stift St.Lambrecht, Kegeln, Reiten oder mit den Einheimischen Eisstockschießen mit Ausklang in der Hütte, da ist für jeden etwas dabei. Neu bei uns gibt es die Holzwelttouren, die wir ab sofort bezirksweit von unserm Tourismusbüro aus organisieren. Da gibt es 90 verschiedene Ziele zu besuchen, alle zum Thema Holz und Kultur. Spezialisiert sind wir in unserer Region auf das NaturLesen. Unsere NaturLesetrainer vermitteln dabei einen neuen, vergessenen Zugang zur Natur. Unser NaturLeseprogramm geht über das ganze Jahr und kann jederzeit genutzt werden.

Wie verhält es sich mit Hinblick auf die Infrastruktur? Bin ich, um mobil zu sein, auf mein eigenes Auto angewiesen?

Zusätzlich zu unserem öffentlichen Verkehrsnetz mit Anbindung an die ÖBB und dem regionalen Netz gibt es bei uns eAutos und eBikes zum Ausliehen. Viele Gastgeber haben einen Shuttleservice, es gibt Taxidienste und unseren Wanderbus, der Sie zu den Ausgangspunkten unserer geführten Wanderungen bringt. Wenn Sie unseren Weitwanderweg auf 11 Etappen durch den Naturpark oder eine kürzere Variante buchen, gibt es auch einen Shuttledienst oder einen Gepäcktransport, wie gewünscht.


Bild2_300_300Skigebiet Grebenzen © ikarus.cc

INFOBOX

Eingebettet zwischen der 1.892m hohen Grebenzen und dem 2.396m hohen Zirbitzkogel liegt der Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen. Die zertifizierte Wanderregion bietet über 150 Wanderwege, von kinderwagentauglichen Familienwanderungen, über gemütliche Waldspaziergänge zu Wasserfällen, bis hin zu Bergwanderungen. Das NaturLesen ist das Leitthema des Naturparks. Mit zertifizierten WanderführerInnen, Kräuter- und WaldpädagogInnen kann man vergessenes Wissen über die Natur beleben und dabei die Natur in sich selber finden. Anschließend gibt es Badespaß für die ganze Familie bei den verschiedenen Seen und Teichen.
Quelle: https://www.wanderdoerfer.at

Wie viele andere Regionen bieten auch Sie das Schneeschuhwandern an. Diese Aktivität scheint immer beliebter zu werden. Was macht hier eigentlich die Faszination aus?

Mit den Schneeschuhen kommt man auch im Winter bei uns in der freien Natur überall hin. Im Winter wandern zu gehen ist aber anders als im Sommer. Man macht ein neues Erlebnis, eine ganz neue Erfahrung. Nicht nur das Gefühl des Gehens ist ein Anderes, auch alle Geräusche ändern sich im Winter. Man nimmt viel mehr wahr, sieht alle Tierspuren im Schnee, die glitzernden Kristalle, den Schnee auf den Bäumen. Ein tieferes Empfinden und Genießen der Natur stellt sich ein, NaturLesen wie wir es nennen.

Welche Veränderungen planen Sie in den kommenden Jahren und wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Wir bauen das attraktive Programm der Holzwelt-Touren weiter aus, verstärken das NaturLesen unter dem Motto zurück zur Natur und was Sie uns geben kann und investieren in unsere Leitsysteme um das Zusammenleben zwischen Natur, Nutzern und Schützern zu optimieren ohne einschränken zu müssen. Skitouren und Naturschutz, Mountainbiken und Jagen, Wandern mit Hund, das alles ist möglich, man muss nur wissen wo und wann. Das ist unsere Aufgabe. Gleichzeitig halten wir die Qualität unserer Touren auf höchstem Niveau was Beschilderung und Pflege bedeutet. Unsere Gratis-Wanderkarte ist eine vollwertige Wanderkarte von F&B, verknüpft mit den modernen Medien mittels QR-Code oder Clickable Paper. So können Sie entscheiden, ob Sie analog oder digital bei uns unterwegs sind. Offline oder mit GPS übers Smartphone – ob Sie mit uns persönlich oder interaktiv in Kontakt treten, wir sprechen auch digital!

Vielen Dank für das Interview!
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