Norbert Karlsböck

Vorstand Gletscherbahnen Kaprun AG

Kitzsteinhorn: 365 Tage Gletscher- und Naturerlebnis

Norbert Karlsböck

Vorstand Gletscherbahnen Kaprun AG
Norbert Karlsböck ist alleiniger Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun AG.
Hallo Herr Karlsböck,
inwieweit würden Sie sagen, hat sich das Angebot der Gletscherbahnen im Laufe der letzten Jahre verändert?

Pioniergeist und permanenter Wandel – kaum ein anderer Berg in den Alpen ist davon so geprägt wie das Kitzsteinhorn in Kaprun. In den 1960er-Jahren nach der visionären Idee von Ing. Wilhelm Fazokas als Sommerskigebiet geplant, hat es sich durch schrittweisen Ausbau und Anpassung von Angebot, Infrastruktur und Ausrichtung zum ganzjährigen Tourismusmotor einer gesamten Region weiterentwickelt. Mehr 50 Jahre nach seiner Eröffnung als Österreichs erstes Gletscherskigebiet, steht das Kitzsteinhorn für weite Gletscherhänge mit Schneegarantie von Oktober bis Juli und mit Aussichtshöhepunkten wie der „Gipfelwelt 3000 TOP OF SALBURG 3.029 m“ für ein einzigartiges, ganzjähriges Natur- und Panoramaerlebnis direkt an der Grenze zum Nationalpark Hohe Tauern. Snowparks, Freeride- und Skitouren-Routen zählen heute ebenso zum Angebot wie Mountainbike-Trails, Führungen mit Nationalpark-Rangern, publikumsträchtige Events und anspruchsvolle Kulinarik.

Würden Sie sagen, dass die Touristen heute mit anderen Erwartungen in den Winterurlaub starten?

Der Gast von heute sucht den „Winter- bzw. Berg-Erlebnistag“. Der klassische alpine Skisport hat sich längst weiter entwickelt – vom reinen Pistenskifahren hin zu Snowparks, Freeriden, Themenpisten und Tourengehen. Der Gast erwartet also ein individuelles Schneesportangebot verbunden mit einer qualitätsvollen und lückenlosen Servicekette vom Tal bis auf über 3.000 Meter. Parallel mit der Breite des Wintersports wächst aber auch der Trend zu Schnee- und Naturerlebnis abseits der Pisten. Mit der ganzjährig geöffneten Gipfelwelt 3000 sind wir bereits jetzt Vorreiter in diesem Angebotsbereich. Der markante Gipfel, die einzigartige Lage im Zentrum der höchsten Berge Österreichs und die unmittelbare Nachbarschaft zum größten Nationalpark der Alpen haben schon Generationen vor uns fasziniert und sind – in der Kombination mit der hochwertig gestalteten Erlebniswelt – im gesamten alpinem Raum unerreicht. Mit den einzigartigen Naturgegebenheiten, unserer modernen Infrastruktur und hohen Servicequalität wird das Kitzsteinhorn auch den Gast von Morgen 365 Tage im Jahr begeistern können.

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©Kitzsteinhorn – Gletscherbahnen Kaprun AG

Was gehört, Ihrer Meinung nach, zu einem modernen Bahnbetrieb unweigerlich dazu?

Eine wesentliche Basis eines zeitgemäßen Skigebiets sind moderne Bahnen, die durch den hohen technischen Standard eine rasche Auffahrt und mit einem hohem Komfortlevel Entspannungsphasen zwischen den Abfahrten bieten. Gleichzeitig tragen gut geschulte, technisch versierte und dienstleistungsorientierte Mitarbeiter ganz wesentlich zum Erfolg bei. Wir verfügen am Kitzsteinhorn über eine breite Vielfalt an unterschiedlichen Bahnsystemen, wir können so am besten auf die natürlichen Gegebenheiten und Herausforderungen eines hochalpinen Skigebiets und damit auf die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Gäste eingehen. Diese komplexen Systeme erfordern ein hochqualifiziertes Team. Wir können auf ein sehr erfahrenes und langjähriges Team aufbauen. Um den Nachwuchs zu sichern, bilden wir im Unternehmen auch Lehrlinge im Bereich Seilbahntechnik aus.

Was hat es mit der „Black Mamba“ auf sich?

Unsere „Black Mamba“-Piste gibt es seit 2013 – sie zählt mittlerweile schon zu den legendärsten steilsten Pisten im Alpenraum. Nicht weil sie die steilste unter den steilen Pisten ist, die Piste ist von den Seilbahnen aus gut einsehbar und somit für den Skifahrer gut einschätzbar und begehrenswert. Den Erfolg belohnen wir mit gut gewählten Photopoints, kostenlosen Stickern oder Tattoos und in unserem Merchandisingshop gibt’s auch ein „I did it“-T-Shirt. Der Gast kann eine Geschichte erzählen – bei unserer Black Mamba ist sicher die Inszenierung mit der gelungenen Wort-Bildmarke und die Geschichte der wesentliche Erfolgsfaktor.

Angenommen, ich kann nicht Ski fahren, möchte aber Ihre Gletscherwelt dennoch erleben und die Zeit beispielsweise auf einer Hütte genießen… komme ich mit Ihren Bahnen überall hin?

Der Anteil unserer Natur- und Bergerlebnisgäste, also der Gäste, die nicht zum Wintersport auf das Kitzsteinhorn kommen, hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt und liegt aktuell bei 23 %. Mit unserer Gipfelwelt 3000 – TOP OF SALZBURG hat sich Kitzsteinhorn, seit der Eröffnung im Juni 2011, auch zu einem international gefragten alpinen Ausflugsziel entwickelt. Die Besonderheit ist nicht nur die ganzjährige Erreichbarkeit – unsere Seilbahnen bis auf 3.029 m sind 365 Tage im Jahr geöffnet – sondern vor allem die spektakuläre, für jedermann erlebbar hochalpine Natur. Salzburgs höchste gelegene Panorama Plattform TOP OF SALZBURG 3.029 m, Cinema 3000 und die Nationalpark Gallery, der höchste für jedermann bequem erreichbare Punkt im Nationalpark, bieten einzigartige Einblicke und Ausblicke in die unberührte Wildnis des größten Schutzgebiets der Alpen. Das Gipfel Restaurant auf 3.029 m, übriges Salzburgs höchstgelegenes Restaurant, verwöhnt unserer Gäste ebenfalls ganzjährig.

Traumhafte weite Gletscherhänge
Haben Sie besondere Angebote für Ostern für Ihre Urlauber in petto?

Osterzeit ist Gletscherzeit. Anders als die meisten tiefer gelegenen Skigebiet können wir Ostern nicht nur das volle Angebot an Pisten, Freeride- und Skitouren-Routen, Snowpark inkl. Superpipe und Langlaufloipe anbieten, im Spätwinter und Frühling punkten wir auch ganz stark mit der Schneequalität. Rund um die Oster-Urlaubszeit sind auch immer wieder hochwertige Events angesiedelt, wie heuer zum Beispiel der X OVER RIDE Freeride World Qualifier*** oder Kitzsteinhorn EXTREME, ein anspruchsvoller Skitouren-Event. Für Kinder und Jugendliche gibt’s auch Ostern noch das Power of Zehn-Angebot, d. h. alle unter 19 Jahren zahlen an den Samstagen nur 10 Euro für die Tageskarte.

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©Kitzsteinhorn – Gletscherbahnen Kaprun AG

Wie groß ist die Herausforderung, seinen Betrieb kontinuierlich an ein eine sich verändernde Landschaft anzupassen und dabei gleichzeitig Rücksicht auf die Natur zu nehmen?

Es geht um drei Kernthemen, auf die wir vorausschauend und verantwortungsvoll reagieren: die Veränderungen des Klimas und des Gletschers, die veränderten Erwartungen der Gäste und das Erschließen neuer Märkte. Das Klima können wir nicht beeinflussen, aber wir können uns mit einem intelligenten Schneemanagement und unterstützender Beschneiung den evolutionären Gegebenheiten anpassen. Unser großer strategischer Vorteil ist und bleibt die Höhenlage – Schnee und Eis wird es auf dem Kitzsteinhorn auch in Zukunft geben. Das bleibt der primäre Grund, warum die Menschen zu uns auf den Berg kommen. Die Natur ist unser größtes Kapital und unser Fundament, mit diesem Bewusstsein handeln wir auch. Bei allen unseren Baumaßnahmen begleitet uns das renommierte Institut für Ökologie Salzburg. Wir sind auch als einziges Seilbahnunternehmen Österreichs für alle Unternehmensbereiche dreifach ISO-zertifiziert: nach 14001 für Umweltmanagement, 5001 für Energiemanagment und 9001 für unser Qualitätsmanagementsystem. Die Gipfelwelt 3000 ist ein Partnerschaftsprojekt mit dem Nationalpark Hohe Tauern. Mit dem Nationalpark haben wir auch einen Partnerschaftsvertrag geschlossen. Diese für uns sehr wertvolle Partnerschaft leben wir auch sehr aktiv, wie zum Beispiel die Nationalpark Ranger Touren am Kitzsteinhorn, die im Sommer täglich und im Winter einmal wöchentlich angeboten werden.

Sie wurden für Ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Ruht man sich auch gern eine Zeit lang auf solchen Erfolgen aus oder geht die Entwicklung unaufhaltsam weiter?

Lob und Anerkennung tun immer gut. Lorbeerkränze sind aber bekanntlich schlechte Ruhekissen. Auszeichnungen sind schöne Bestätigungen und motivieren. Wir sehen es als starke Motivation, unseren eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen: So wie es das Kitzsteinhorn schon seit seiner Eröffnung 1965 praktiziert, die Kraft der evolutionären und hin und wieder auch revolutionäre Veränderungen zu nützen und somit unsere erfolgreiche Positionierung auszubauen und den Ganzjahresbetrieb abzusichern.

INFOBOX

Bild3©Kitzsteinhorn – Gletscherbahnen Kaprun AG
Traumhaft weite und freie Gletscherhänge mit Naturschneepisten schon ab Herbst. Freeriden im XXL-Format. Drei Snowparks und Österreichs verlockendste Superpipe für Freestyler. Dazu die spektakulären Panorama-Plattformen der Gipfelwelt 3000, das stylische ICE CAMP presented by Audi quattro, jede Menge Events sowie die neuen Gletscherjets 3+4 – bis tief in das Frühjahr 2017 bietet das Kitzsteinhorn Schneesportlern die pure Freiheit auf 3.000 Meter! Im Tal saftiges Grün, am Kitzsteinhorn glitzerndes Weiß. Die Uhren gehen am Gletscher anders: Die Wintersaison beginnt früher und dauert länger. In Salzburgs erstem und einzigen Gletscherskigebiet erwarten Sie selbst im Frühling weitläufige Pisten ein Mehr an Möglichkeiten. Weite Gletscherhänge, grandiose Ausblicke auf die hochalpine Natur und ein abwechslungsreiches Wintersport-Angebot: Auf 3.000 Metern ziehen Skifahrer und Snowboarder bereits im Herbst die ersten Schwünge auf den weiten Gletscherhängen. Als einziges Gletscherskigebiet im Salzburger Land bietet das Kitzsteinhorn Schneesicherheit von Oktober bis in den Frühsommer.
Quelle: http://www.kitzsteinhorn.at

Auf welche Ihrer Pionierleistungen sind Sie besonders stolz?

Das Kitzsteinhorn steht für viele technische Pionierleistungen. Die visionärste war sicherlich die Erschließung des ersten Gletscherskigebietes Österreichs vor mehr als 50 Jahren. Mehr als 50 Jahre lang waren wir auch Rekordhalter mit der welthöchsten Seilbahnstütze, der erste Schlepplifte auf einem Gletscher wurde 1967 am Kitzsteinhorn eröffnet, aber auch die Übertragung der ersten Livebilder einer Wetterkamera kam vom Kitzsteinhorn.

Wie wichtig ist eine Schneegarantie für ein modernes Skigebiet?

Schnee ist das wertvollste Wintersportgut – ohne Schnee gibt es keinen Wintersport. Mit dem Gletscher und mit der Höhenlage haben wir einen riesigen Vorteil. Mit einem intelligenten Schneemanagement (Beschneiungsanlagen, Snowfarming, etc.) sind wir in der Lage, Schneesportlern, von Anfang Oktober bis in den Frühsommer, auch bis zum Gletscherrand hin perfekte Pisten anbieten zu können.

Wo sehen Sie die Gletscherbahnen in 10 Jahren? Sind demnächst noch weitere Veränderungen geplant?

Das Kitzsteinhorn und Kaprun arbeiten derzeit an der Planung eines ganz großen Projektes: Die seilbahntechnische Verbindung vom Dorf Kaprun (769 m) über den Maiskogel zum Gletscher am Kitzsteinhorn/TOP OF SALZBURG 3029 m. Mit Erfüllung dieses Kapruner Generationenwunsches wäre es dann möglich, über die längste Seilbahnachse der Ostalpen direkt vom Kapruner Ortszentrum aus, TOP OF SALZBURG 3.029 m auf dem Kitzsteinhorn zu erreichen und unseren Gästen mit Ski-in/Ski-out eine wesentliche Komfortsteigerung anbieten zu können. Mit 2.260 m Höhendifferenz wäre es gleichzeitig auch die größte Höhendifferenz in den Ostalpen, die mit einer durchgängigen Seilbahnachse überwunden werden kann. Aktuell laufen die Planungen und Genehmigungsverfahren, die finalen Entscheidungen fallen Anfang 2018. Generell liegt unsere Zukunft in einem positiven und nachhaltigen Zugehen auf die unterschiedlichen Veränderungsprozesse. Im Fokus stehen der Wintersport in seiner ganzen Vielfalt sowie die Weiterentwicklung unserer ganzjährigen Berg- und Naturerlebnisangebote. Wir waren immer offen für Innovationen, das soll auch weiter so bleiben. Das Kitzsteinhorn ist ein besonderer Berg mit starkem Charakter. In der einzigartigen Kombination mit dem Zeller See, dem umfassenden touristischen Angeboten von Zell am See-Kaprun bietet er große Zukunftschancen im ganzjährigen, internationalen Ski- und Alpintourismus.

Vielen Dank für das Interview!
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