Erich Gummerer

Geschäftsführer „TechnoAlpin-snow experts“

Ohne ihn und sein Know-How würden viele Skirennen ausfallen

Erich Gummerer

Geschäftsführer „TechnoAlpin-snow experts“
Erich Gummerer ist der Geschäftsführer von „TechnoAlpin-snow experts“, er und seine 2 Kollegen Walter Rieder und Georg Eisath haben vor 25 Jahren das Unternehmen gegründet. Ski fahren mit zu wenig Schnee – macht absolut keinen Spaß – Erich Gummerer hat die Lösung für dieses Problem. Bei TechnoAlpin werden maßgeschneiderte Beschneiungsanlagen für Skigebiete entworfen und gebaut. Dieses Unternehmen ist Weltweit vertreten und schafft perfekte Bedingungen zum Ski und Snowboard fahren auch wenn mal nicht genug Schnee gefallen ist.
Hallo Herr Gummerer,
Ihr Unternehmen hat mittlerweile mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bau und Entwurf von Beschneiungsanlagen. Wie waren die Anfänge beim Bau der ersten Schneekanone? Und wie sind Sie überhaupt auf solch eine Idee gekommen?

Die heutige TechnoAlpin wurde 1990 gegründet. Sie ist aus der Firma Wi.Te. hervorgegangen, die Walter Rieder und Georg Eisath in den 1980er Jahren gründeten. Die beiden waren in den 80ern Betriebsleiter im Skigebiet Obereggen. Nach einigen schneearmen Wintern wurde von den Gesellschaftern in Obereggen ein Schneeerzeuger aus den USA importiert. Dieser kostete ein Vermögen, funktionierte allerdings nicht gut, da er nicht für die Randtemperaturen auf der Alpensüdseite ausgelegt war. Walter Rieder und Georg Eisath versuchten daher selbst einen Schneeerzeuger aus handelsüblichen Teilen zu bauen. Als Propeller wurde z.B. ein Heulüfter verwendet, Sprühdüsen kamen aus der Landwirtschaft. Als der Prototyp einigermaßen funktionierte, kaufte ihn die Obereggen AG und bot den beiden so die Möglichkeit weiter zu tüfteln. Die Anfänge entstanden also aus einer Not heraus, die zur Tugend wurde. Die Alpensüdseite hatte immer mit geringeren Niederschlägen zu kämpfen, daher war der Bedarf an planbarem Schnee hier besonders groß.

Sie haben zu dritt angefangen in Ihrem jetzt Weltweit vertretenen und auch sehr bekannten Unternehmen. Sie sind immer und immer etwas mehr gewachsen. Wann haben Sie gemerkt, dass Ihre Idee technischen Schnee herzustellen mittels einer Beschneiungsanlage so stark gefragt ist?

Walter Rieder und Georg Eisath kommen beide von der technischen Seite. Am Anfang ging es für sie vor allem darum, das Problem des Skigebietes zu lösen, indem sie tätig waren. Erst als nach und nach die Skigebiete in der Umgebung Interesse anmeldeten, wurde ihnen klar, dass es hier noch viel Potential gab. Als der Absatz größer wurde, holten sie mich als Kaufmann ins Unternehmen. Gemeinsam überlegten wir uns eine neue internationale Ausrichtung und wählten den Namen TechnoAlpin. Es war uns klar, dass auf so einem Nischenmarkt nur erfolgreich ist, wer weltweit agiert. Anfangs hatten wir selbst noch Zweifel, ob der Zug in der Beschneiung nicht schon abgefahren ist. Es gab schon einige sehr namhafte Anbieter am Markt. Heute wissen wir, dass die Beschneiung damals erst richtig aktuell wurde. In den vergangenen 25 Jahren haben wir eine unglaubliche Entwicklung erlebt: Von der manuellen Beschneiung einzelner Abschnitte, bis hin zur flächendeckenden Beschneiung, die über intelligente Systeme gesteuert wird. Und die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. Die Nachfrage hängt dabei nicht mit dem Klimawandel zusammen, wie oft vermutet wird. Es geht vielmehr um die geänderten Qualitätsansprüche des Gastes. Er kommt nur, wenn das Skigebiet perfekte Pisten von Weihnachten bis Ostern garantiert, Kompromisse in Pistenqualität oder gar durch alternative Angebote werden nicht mehr akzeptiert.

Was bauen Sie genau für Schneeerzeuger? Gibt es dort große Unterschiede?

Wir bauen nicht nur Schneeerzeuger, sondern wir planen und bauen für unsere Kunden die komplette Beschneiungsanlage schlüsselfertig: Von der Wasserentnahme, über die Pump- und Kompressorstationen, die Rohrleitungen und Anschlussstellen, bis zur Steuerung und den Schneeerzeugern. Eine Beschneiungsanlage ist komplexer als man eigentlich denkt. Im Bereich der Schneeerzeuger bauen sowohl Propellermaschinen als auch Schneelanzen, und inzwischen auch einen Schneeerzeuger für warme Temperaturen, die Snowfactory. Allen dreien ist eines gemeinsam: Sie erzeugen Schnee aus Wasser und Luft, sonst nichts. Die herkömmlichen Schneeerzeuger, Propellermaschinen und Lanzen funktionieren nach dem gleichen Prinzip: In den Nukletoren wird aus einem Wasser-Druckluft-Gemisch der sogenannte Schneekern erzeugt. Aus den Sprühdüsen tritt ein feiner Wassernebel aus, dessen feine Wassertröpfchen sich am Schneekern festhalten und so zu Schneeflocken ausfrieren. Alles was wir dafür benötigen sind kalte Temperaturen und etwas Zeit. Kalte Temperaturen muss immer noch Mutter Natur bringen. Die Zeit kommt bei den Propellermaschinen durch die Wurfweite die durch den Propeller erreicht wird. Lanzen verfügen über keinen Propeller, hier nutzen wir die Fallhöhe aus. Bei der Snowfactory befindet sich ein Kühlkreislauf in einem Container, der Wasser zu kleinen Eisblättchen ausformt. Diese werden über ein Gebläse nach draußen befördert und weiter zerkleinert. Damit erhalten wir eine Art Frinschnee. Das ganze ist natürlich nicht ganz die Schneequalität die wir üblicherweise anstreben, aber gut geeignet für kleinere Verbindungen im Skigebiet, nordische Anlagen oder Events.

Wir investieren jährlich mehrere Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Technologie
Was brauchen wir für Wetter Bedingungen, damit die Schneeproduktion perfekt funktionieren kann?

Eine flächendeckende Beschneiung ist nur bei kalten Temperaturen wirtschaftlich sinnvoll. Technisch kann Schnee z.B. mit der Snowfactory schon bei Plusgraden erzeugt werden, der Energieaufwand dafür ist aber höher als bei traditionellen Anlagen. In der Beschneiung sprechen wir von der sogenannten Feuchtkugeltempertur, die sich aus der Lufttemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit zusammensetzt. Bei trockener Luft, können wir bei wärmeren Temperaturen Schnee erzeugen. Je feuchter die Luft, desto weniger Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Das heißt es muss kälter sein, damit Wasser zu Schneekristallen ausfriert. Wir können inzwischen Schnee bei einer Feuchtkugeltemperatur von -1,5°C erzeugen.

 Können diese überall an jedem Standort aufgestellt werden?
©TechnoAlpin

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Um eine optimale Effizienz und hohe Schneequalität zu erreichen, ist es wichtig den richtigen Schneeerzeuger am richtigen Ort zu installieren. Die Geländebeschaffenheit, Windanfälligkeit oder Mikroklimata spielen eine enorme Rolle. Daher wird bei uns für jede Anlage ein detaillierter Masterplan erstellt, in dem festgelegt wird, welcher Schneeerzeuger wo positioniert wird. Große Propellermaschinen mit hoher Wurfweite eignen sich besonders für breite Pisten. Sie haben eine integrierte Schwenkung, sodass ein sehr großer Radius abgedeckt werden kann und der Schnee bereits großflächig verteilt ist. So reduzieren sich auch die anschließenden Verschiebearbeiten mit dem Pistenbully. Für schmale und weniger windexponierte Stellen eignen sich Lanzen besser.

Umweltschutz spielt heut zu Tage eine immer größere Rolle, das macht es nicht unbedingt leichter effizient und trotzdem umweltgerecht Schnee auf die Pisten zu bringen. Worin lag Ihre größte Herausforderung beim Entwerfen und dem Bau der Schneeerzeuger?

Wir investieren jährlich mehrere Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Technologie, das vorrangige Ziel dabei ist vor allem die Optimierung der Energiebilanz. Die größte Herausforderung liegt sicher darin, alle Komponenten einer Beschneiungsanlage im Blick zu haben. Daher haben wir in den vergangenen Jahren neben den Schneeerzeugern, vor allem die Software weiterentwickelt. Ein modernes und intelligentes Schneemanagement unterstützt die Schneimeister inzwischen bei der Planung der Schneesaison. Der Schneimeister muss die Schneemengen nicht mehr schätzen, sondern kann sich auf fundierte Daten verlassen, die sicherstellen, dass genug, aber nicht zu viel Schnee erzeugt wird. Außerdem können auch Pumpen und Kompressoren optimal ausgelastet werden. Eine detaillierte Wettervorhersage für alle Pisten ermöglicht zusätzliche Einsparungen. Bei kalten Temperaturen kann bei gleicher Energieaufnahme mehr Schnee erzeugt werden, als bei Grenztemperaturen. Wenn ich weiß, wo ich wann diese kalten Temperaturen bekomme, kann ich besser planen. Bei den Schneeerzeugern benötigen wir heute rund 30% weniger Energie, bzw. erzeugen wir bei gleicher Energieaufnahme 30% mehr Schnee als noch vor 10 Jahren. Unsere Bestrebungen gehen auch in die Richtung, die bestehende Infrastruktur für die Beschneiung zur Stromerzeugung zu nutzen. Viele Skigebiete haben die Möglichkeit durch die Ergänzung einer Turbine zum Stromproduzenten zu werden.

Die Pisten sind perfekt durch Pistenraupen präpariert und startklar für die ersten Abfahrten. Merken wir einen großen Unterschied im Gegensatz zu Naturschnee, wenn wir auf technischem Schnee fahren?

Wenn es rund um die Pisten weiß ist, glauben die meisten Skifahrer, sie würde auf reinem Naturschnee fahren. Dabei ist es heute längst üblich, auch bei vorhandenem Naturschnee technischen Schnee zu erzeugen. Die Pisten werden heute deutlich stärker beansprucht als noch vor wenigen Jahren. Die Beförderungskapazität und damit auch die Anzahl der Abfahrten hat sich deutlich gesteigert. Außerdem werden Pisten durch die heutige Carving-Technik mehr beansprucht. Reine Naturschneepisten halten dieser Belastung kaum Stand. Technischer Schnee ist kompakter und kann so besser präpariert werden und hält länger. Daher bin ich überzeugt, dass sich die Gäste auf gutem technischen Schnee wohler fühlen als auf Naturschneepisten, die spätestens um die Mittagszeit starke Unebenheiten aufweisen. Voraussetzung ist natürlich, dass der Schnee gut gemacht ist. Wenn er zu nass ist, wird die Piste eisig, dann macht das Fahren keinen Spaß mehr.

INFOBOX

©TechnoAlpin ©TechnoAlpin

TechnoAlpin hat es sich zur Leidenschaft gemacht, besten Schnee zu produzieren und optimale Beschneiungslösungen zu finden. Das Team von TechnoAlpin plant und baut maßgeschneiderte Beschneiungsanlagen für Skigebiete. Durch eine breite Palette an Qualitätsprodukten zur Schneeerzeugung, wird es möglich für jedes Skigebiet die perfekte Lösung zu finden, um beste Bedingungen für die Wintersportler zu schaffen. TechnoAlpin hat es sich zum Ziel gemacht, Schnee von höchster Qualität unter dem effizienten Einsatz der vorhandenen Ressourcen herzustellen.

Infos: www.technoalpin.com/

Wer sich so viel mit Schnee beschäftigt, muss einfach ein Ass auf den Brettern sein. Wenn es Ihre Zeit erlaubt – wo geht es hin zum Skifahren? Haben Sie ein Lieblings Skigebiet?

An den Wochenenden besuche ich meist die verschiedenen Skigebiete in der näheren Umgebung, im Skiurlaub geht’s dann in etwas fernere Destinationen. Mich begeistern vor allem Skigebiete mit innovativen Ideen, da kann ich immer spannende Inputs mitnehmen. So haben z.B. Skigebiete in Osteuropa oder Australien ein völlig anderes Vorverkaufssystem, als in den Alpen. Da wird ähnlich gehandelt wie mit Flugtickets. In den USA sind die Zugänge teilweise über die Zugehörigkeit zu Clubs geregelt. Das ist sehr spannend, welche Modelle es weltweit gibt.

Wie sieht bei Ihnen ein perfekter Skitag aus? Fahren Sie lieber allein oder mit Freunden und Familie?

Skifahren ist eine der geselligsten Sportarten die es gibt. Daher nutze ich diese Zeit am liebsten mit Freunden und Familie. Natürlich nutzte ich manche Liftfahrt auch um mit anderen Skifahrern ins Gespräch zu kommen, um mir auch ihre Meinung anzuhören. Wir möchten sie ja schließlich mit unseren Produkten begeistern.

Skifahren ist für mich der tollste Sport der Welt
Jetzt sind wir schon fast am Ende. Was wünschen Sie sich für die nächsten 25 Jahre in Ihrem Unternehmen?

Skifahren ist für mich der tollste Sport der Welt. Man ist in der freien Natur, meist vor einer atemberaubenden Kulisse. In den vergangenen Jahren jedoch wurde dem Wintersport in der öffentlichen Diskussion oft der Schwarze Peter zugeschoben. Dabei generiert der Wintersport eine enorme Wertschöpfung, vor allem in Regionen die wenig alternative Möglichkeiten haben. Der Energieaufwand ist dabei nicht höher als bei anderen Freizeit- und Reiseaktivitäten. Hier würde ich mir wünschen, dass die Skigebiete, Verbände und die Industrie sich zusammen tun und mit Aufklärung dieses Image wieder verbessern.

Vielen Dank für das Interview!
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