Michael Beckmann

Tourismusdirektor Winterberg

Winterberg – Aktivität steht an erster Stelle

Michael Beckmann

Tourismusdirektor Winterberg
In Winterberg als NRWs Sportstadt Nummer Eins steht Aktivität an oberster Stelle – auch beim Tourismusdirektor. Michael Beckmann will immer hoch hinaus. Das ist durchaus, aber nicht nur sportlich zu sehen. Als Gipfelstürmer mit dem Mountainbike, Langläufer oder beim morgendlichen Joggen. Der 52jährige mag es ambitioniert. Wen wundert es, dass der umtriebige Chef der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH noch viele weitere Ämter innehat. Als Vorsitzender der Wintersport-Arena Sauerland oder auch im Vorstand des NRW-Heilbäderverbandes leitet er nicht nur die touristischen Geschicke der Region. „Tourismusförderung ist Wirtschaftsförderung“ und „Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg“ – diese Leitgedanken stehen stets vorn an.
Hallo Herr Beckmann
Welche Bedeutung hat Wintersport im Mittelgebirge im Vergleich zu den Alpen?

Nun ja, wir haben zwar kürzere Hänge, aber unsere Gäste haben auch deutlich kürzere Anreisewege. Das ist ein großer Vorteil. Ein Großteil der Wintersportler hat in einem Mittelgebirge das Skifahren gelernt. Auch wer skifahren kann, fährt gern spontan für einen Tag oder ein Wochenende nach Winterberg und genießt den Sport und den Schnee. Unterschiede bei den Qualitätsstandards gibt es in den großen Skigebieten kaum noch. Das Skiliftkarussell Winterberg gilt sogar als das modernste Skigebiet Deutschlands. Natürlich gehören auch die kleineren Skigebiete dazu. Die sind wichtig für die Vielfalt und das individuelle Gesicht einer Region und bieten Wintersport zu deutlich günstigeren Preisen. So können auch Familien Wintersport genießen. Dass bei uns Wintersport stattfindet, der auch höchsten Ansprüchen genügt, zeigen wir, indem wir hochkarätige alpine Events wie dem Snowboard Weltcup ausrichten.

Die Ansprüche der Gäste sind im Laufe der Jahre immer weiter gestiegen. Hochwertiger Wintersport lässt sich aber nur mit einer hohen Schneesicherheit gewährleisten. Wie ist das bei Skigebieten unterhalb 1000 Meter Höhenlage?

Auch wir bemerken, dass die Wünsche der Gäste im Laufe der Jahre immer größer geworden sind. Die Schneesicherheit spielt da eine entscheidende Rolle. Die bedeutet aber nicht nur Spaß am Wintersport, sondern auch Planungssicherheit – und zwar sowohl für die Gäste, wenn sie ihren Urlaub planen, als auch für die Wintersportanbieter. Wer hohe Investitionen in Lifte, Pistenpflege, Hütten und Verleihe tätigt, der muss wissen, dass das Geld wieder rein kommt. Das geht nur über eine gewisse Zuverlässigkeit und Saisondauer. Die technische Beschneiung ist aber nur Mittel zum Zweck. Denn um die beschneite Skipiste herum spielt sich noch viele mehr ab, was zum Wintererlebnis dazu gehört. Winterwandern, Rodeln, die gepflegte Einkehr in Hütten und das Genießen der Landschaft.

©Skischule Winterberg

©Skischule Winterberg

Alle sprechen vom Klimawandel und davon, dass die Skigebiete in Beschneiung investieren, weil der Schnee immer weniger wird. Wie haben sich denn bei Ihnen Schneemenge und Temperatur in den zurückliegenden Jahren entwickelt?

Unsere Skigebiete investieren in Beschneiung und damit in Schneesicherheit, um hochwertigen Wintersport anbieten zu können, nicht um den Schneemangel auszugleichen. Wir betreiben ein umfangreiches Klimamonitoring und können auf langjährige Daten zurückgreifen. Und die zeigen, dass der Schnee im Durchschnitt der Jahre seit 1950 kaum weniger geworden ist. Ähnlich verhält es sich mit der Durchschnittstemperatur im Winter. Interessanterweise zeigen die Aufzeichnungen, dass die Sommer zwar wärmer geworden, die Winter aber weitgehend gleich geblieben sind. Wenn diese Tendenz weiter anhält, können wir auch im Mittelgebirge noch lange Wintersport anbieten. Nicht der Klimawandel ist für die Gäste entscheidend, sondern das Wetter.

©Ferienwelt Winterberg

©Ferienwelt Winterberg

Unsere Skigebiete investieren in Beschneiung und damit in Schneesicherheit
In die Alpen fahren die meisten Menschen, um Ski oder Snowboard zu fahren oder um Schneetouren zu machen. Wie sieht das bei ihnen aus?

Winterberg liegt in der Nähe großer Ballungsräume wie dem Ruhrgebiet und dem Rhein-Main-Gebiet. Auch die niederländische Grenze ist nicht weit entfernt. Die meisten Gäste sind in ein bis zweit Stunden bei uns – und mitten im Schnee. Kaum melden die Wetterdienste Schneefall, setzt der Strom an Tagesgästen ein. Das ist bei uns das entscheidend Andere. Wir haben deutlich mehr Ausflügler. Nach vergleichsweise kurzer Fahrt erleben sie den Winter bei uns wie eine andere Welt. Viele von ihnen kommen gar nicht zum Wintersport. Die wollen einfach den Schnee erleben, entspannen, wandern, ein bisschen rodeln. Dafür braucht man übrigens auch keine dicke Schneedecke. Es reicht, wenn die Landschaft leicht weiß überzuckert ist.

INFOBOX

©Ferienwelt Winterberg ©Ferienwelt Winterberg

Winterberg ist das Herz der Wintersport-Arena Sauerland, der bedeutendsten Wintersportregion nördlich der Alpen. Mehr als 83 gut präparierte Abfahrten mit 56 Liften, darunter 13 hochmoderne Sessellifte, laden zum Ski fahren, Snowboarden oder Rodeln. 50 davon sind beschneit und damit hoch schneesicher. Die größten der sechs Winterberger Skigebiete haben ein gemeinsames Ticketsystem. Die Saison reicht in der Regel von Mitte Dezember bis Mitte März. Eine Besonderheit der Region ist das riesige Flutlichtangebot. 32 Flutlichthänge erstrahlen an vielen Abenden in der Woche im hellen Licht. Für einen gelungenen Einstieg oder ein Comeback in den alpinen Skisport sorgen viele DSV Skischulen. Die Kleinsten haben Spaß in bunten Kinderländern.
Elf meist beschneite Rodelhänge, teils mit Flutlichtanlage, machen Lust aufs Abfahren. Eine Riesengaudi ist auch das Rutschen auf luftgefüllten Reifen, den Snow Tubes, auf eigenen Snow-Tubing-Bahnen. Winterberg eine Sportstadt mit internationaler Bekanntheit. Das zeigen Events wie Snowboard Weltcup, Bob und Skeleton Weltcup oder Rennrodel Weltcup. Ein Besuch der Bobbahn und der Skisprungschanze gehören zu einem Winterberg-Urlaub dazu, Winterberg ist ein Wintersport-Ort mit über hundertjähriger Tradition. Nacherleben können das Gäste im Westdeutschen Wintersportmuseum oder beim Nostalgie-Skirennen. In Winterberg und den umliegenden Skidörfern sind die Wege nicht weit.- Hotels in allen Kategorien, Ferienhäuser und –wohnungen liegen oft direkt an der Piste Weitläufige Höhenloipen über den Kamm des Rothaargebirges, schneesichere Premium-Winterwanderwege machen das Angebot komplett.

Infos: www.winterberg.de

Was gefällt Ihnen am meisten am Winter?

Die Faszination am Winter ist für mich die einzigartige Atmosphäre. Die klare kalte Luft, die weiße Decke, die sich über Berge und Täler legt, die Stille, die Ruhe, die Entspannung. Der Winter ist so reich an emotionalen Erlebnissen und Kontrasten wie kaum eine andere Jahreszeit. Wenn der Schnee jeden Schall schluckt und nur das Knirschen unter den Schuhen zu hören ist, erlebt man eine Wanderung ganz anders als im Sommer. Der Blick über die Landschaft, jeder Schritt entspannt. Wenn draußen Schnee liegt, schmeckt gleich der Glühwein doppelt so gut, knistert der Kamin weitaus behaglicher. Das geht nicht nur mir so. Wir haben sehr viele Gäste, die gerade wegen dieser Schneeromantik kommen.

Die Faszination am Winter ist für mich die einzigartige Atmosphäre.

Wie hoch ist bei Ihnen die Bedeutung des Winters im Vergleich zum Sommer?

35 Prozent der Gäste kommen Mitte Dezember bis Mitte März. Betrachtet man alleine den Umsatz, bekommt der Winter noch mehr Gewicht. Wir haben in den zurückliegenden Jahren intensiv an Angeboten für die grüne Jahreszeit gearbeitet. Nicht erst unter dem Druck der Diskussion um den Klimawandel. Eine Destination, die hochwertige Übernachtungsangebote bereitstellen will, braucht ganzjährig Gäste. Gute Hotels können nicht nur von drei Monaten Wintertourismus im Jahr leben. Und das wollen wir auch gar nicht. Die Nähe zu den Ballungsräumen ist auch im Sommer ein Vorteil. Die Gäste kommen gern, zum Wandern, Radfahren, für ein kleines Wellnesswochenende oder um etwas für ihre Gesundheit zu tun. Dabei setzen wir auch hier ganz klar auf hochwertige Angebote. Und die Entwicklung gibt uns Recht. Die grüne Jahreszeit gewinnt an Bedeutung.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Ihrer Region?

©Wintersport-Arena Sauerland/ Siegerland-Wittgenstein e. V

©Wintersport-Arena Sauerland/ Siegerland-Wittgenstein e. V

Zehn Jahre haben wir gebraucht, um die Region zur führenden Wintersportregion der Mittelgebirge zu machen. Genauso erfolgreich soll es weiter gehen. Und zwar nachhaltig, denn wir tragen Verantwortung, ökonomisch, sozial und ökologisch. Wir haben vorausschauende, verantwortungsvolle Unternehmer, die bereit sind, in Innovation und Qualität zu investieren. Sie schaffen Arbeitsplätze und Möglichkeiten für Menschen, sich sportlich zu betätigen, etwas für die Gesundheit zu tun. Auf der anderen Seite haben wir eine wunderbare Landschaft, die dazu einlädt, den Winter zu erleben und die wir erhalten wollen. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Darum an dieser Stelle ein klares Bekenntnis für den Wintersport und für die Region.

Vielen Dank für das Interview!
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