Jörg Peter Krebs

Direktor in Deutschland sowie Marktgruppenleiter des Schweiz Tourismus für Zentral- und Osteuropa

Schweiz Tourismus: Alles was Sie wissen müssen

Jörg Peter Krebs

Direktor in Deutschland sowie Marktgruppenleiter des Schweiz Tourismus für Zentral- und Osteuropa
Jörg Peter Krebs ist seit 1988 bei dem Schweiz Tourismus beschäftigt. Seit 2013 ist er dort der Direktor in Deutschland sowie Marktleiter für Zentral- und Osteuropa. Bevor er das Amt übernahm, war er der Leiter IMEA (India, Middle East, Africa). Er verantwortete sämtliche ST-Marketingaktivitäten für die strategischen Wachstumsmärkte Indien und Golfstaaten. Des Weiteren leitete er das Standortmarketing im Rahmen der UEFA EURO 2008 und war außerdem District Manager Norddeutschland und stellvertretender Landesleiter Spanien.
Hallo Herr Krebs,
nehmen wir einmal an, Sie müssten den Schweizer Tourismus mit nur drei Worten beschreiben. Welche wären das?

Naturnah, traditionsreich, zukunftsorientiert

Keine Frage: die Schweiz ist groß. Dennoch: welche Sehenswürdigkeiten sollte sich kein Tourist in der Schweiz entgehen lassen und weshalb?

Da empfehle ich die Grand Tour of Switzerland. Diese Ferienstraße verbindet auf 1000 Meilen (1600 km) alle wichtigen Sehenswürdigkeiten auf einer Tour: Vom tosenden Rheinfall im Norden bis zum spektakulären Matterhorn im Süden, vom unberührten über 100 jährigen Nationalpark im Osten bis zum traumhaften Genfersee mit den UNESCO geschützten Weinbergen im Westen. Die einfachste Art, die Vielfalt der Schweiz kennen zu lernen.

Welche bürokratischen Hürden muss ein Tourist bzw. ein Besucher überwinden, wenn er in der Schweiz Urlaub machen möchte? Ich brauche beispielsweise ein Visum, wenn ich mich mehr als drei Monate bei Ihnen aufhalten möchte, oder?

Für Touristen gibt es keine bürokratischen Hürden. Die Schweiz ist ja Teil des Schengener Raums. Wer aber länger als drei Monate bleiben möchte, wobei das leider sicherlich die wenigsten sind, der braucht dafür spezielle Bewilligungen. Die können sich Interessenten in den Schweizerischen Konsulaten einholen oder direkt auf der Webseite der Schweizerischen Eidgenossenschaft abrufen.

Was hat sich Ihrer Meinung nach im Laufe der letzten Jahre mit Hinblick auf den Tourismus in der Schweiz verändert? Waren alle Änderungen positiv?

Der Schweizer Tourismus durchlebt gerade einen Wandel. Durch den seit Jahren anhaltenden tiefen Eurokurs sind die Anzahl der Übernachtungen aus dem Euro-Raum gesunken. Gleichzeitig sind die Übernachtungszahlen aus den asiatischen und amerikanischen Märkten gestiegen. Die Städte konnten davon profitieren, die Berggebiete noch nicht. Trotzdem, und das ist das tolle, wurde gerade in den Bergen sehr viel in die Infrastruktur investiert und einzelne Leistungsträger haben sich zusammengeschlossen. Das war notwendig und trägt bereits Früchte: Die Übernachtungszahlen aus dem Euro-Raum erholen sich wieder.

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©Switzerland Tourism

Wie schafft es die Schweiz, umweltpolitische Aspekte und eine steigende Anzahl an Urlaubern miteinander zu verbinden?

Das ist natürlich immer eine Herausforderung. Einerseits versuchen wir, auch immer wieder touristische Geheimtipps fernab der großen Touristenströme zu bewerben, um eine Klumpenbildung zu vermeiden. Das ist ja auch der Trend bei den Gästen: Viele wollen Neues kennen lernen! Andererseits gibt es seitens der Leistungsträger eine wachsende Bereitschaft, in eine „grüne Infrastruktur“ zu investieren. Das bringt mich zu den Bahnen: Die Schweiz ist mit dem öffentlichen Verkehr so gut erschlossen wie sonst kein anderes Land in Europa und die Bereitschaft in der Bevölkerung ist hoch, dieses Verkehrsnetz ständig auszubauen, zu erweitern und es auch zu nutzen. Denken Sie nur einmal an den neuen, 57 Kilometer langen Eisenbahntunnel durch den Gotthard. Ein Jahrhundert-Projekt – da sind wir ganz stolz drauf. Selbstverständlich motivieren wir auch die Touristen, dieses tolle Angebot zu nutzen und mit dem öffentlichen Verkehr zu reisen. Und nebenbei gilt die Schweizer Bevölkerung selbst auch als Weltmeisterin im Recycling.

Für viele steht der Schweiz-Urlaub vor allem im Winter im Fokus. Wie verzaubert die Schweiz denn im Sommer?

Mit Natur und mit Kultur. Die Berge sind auch im Sommer hervorragende Sportgebiete: Wandern, Mountainbiken, Kanufahren, … Und das alles perfekt aufbereitet. Sie können bei uns z.B. eine Mountainbiketour durch das ganz Land vom Genfer- bis zum Bodensee machen. Der komplette Weg ist einheitlich signalisiert und im Internet auf www.schweizmobil.ch gibt es dazu Kartenmaterial, Höhenprofile, Fotogalerien und vieles mehr. Und diesen Service gibt es für hunderte von Touren! Und der Sommer steckt natürlich auch voller Traditionen, bei denen man der Schweizer Volksseele ganz nahe kommt.

Die Arbeit ist mit viel Spaß verbunden!
Besonders im Winter begeistert die Schweiz durch verschiedene Märkte. Wie würden Sie diese beschreiben? Eher traditionell oder modern?

Diese sind, wie auch in Deutschland, doch eher traditionell. Unter den kaum mehr zu zählenden Weihnachtsveranstaltungen und Märkten habe ich persönlich drei Favoriten. Direkt an den Ufern des Genfersees in der Markthalle in Montreux finden sich jährlich über 400’000 begeisterte Besucher ein. Über 140 Verkaufsstände geben sich vor der fantastischen Kulisse des Klosters Einsiedelns in der Zentralschweiz die Ehre. Und natürlich der Weihnachtsmarkt in Bern, wo die aus dem 15. und 17. Jahrhundert stammenden Altstadtbauten eine einmalige Atmosphäre schaffen und diesen Markt auch unverwechselbar macht.

INFOBOX

schweiz-300_300©Switzerland Tourism
Schweiz Tourismus ist die nationale Tourismus-Marketingorganisation der Schweiz, die in 27 Ländern präsent ist. Der Hauptsitz befindet sichin Zürich. Bei dem Tourismus arbeiten ca. 240 Menschen weltweit. Das offizielle Reiseportal finden Sie unter MySwitzerland.com. Das Portal ist in ca. 17 Sprachen. Das Motto lautet: „Schweiz. Ganz natürlich.“ Auf der Website finden Sie alles was Sie über die Schweiz wissen müssen. Zum Beispiel, dass jeder Reisende einen gültigen Pass besitzen muss. Für längere Aufenthalte als 3 Monate wird ein Visum benötigt. Dies gilt aber nur für Reisende, die nicht aus der EU einreisen. Aber auch Informationen zur Geografie gibt es dort.

Welche Rolle spielen Apps im Touristikbereich der Schweiz? Setzen Sie auf multimediale Inhalte, um Ihre Gäste ideal betreuen zu können?

Aber selbstverständlich. Wir bieten eine Vielzahl an Apps an. Ob Events, Hotelsegmente oder Städteführer. Momentan sind es insgesamt 14. Im Winter ist zum Beispiel die App „Snow Report“ äusserts populär. Dort finden Gäste unter anderem den tagesaktuellen Schneebericht und Pistenkarten. Ferner übernehmen alle wichtigen Medien der Welt unseren Snow Report als Basis für ihren Schneesportbericht.

Winter Opening, Live on Ice und Co. – Wie wichtig sind solche Events für den Schweizer Tourismus?

Events sind natürlich wichtig. Wahrscheinlich hat die Schweiz im Sommer die höchste Dichte an größeren Veranstaltungen und dies ob Sport, Kunst oder Musik. Einige sind die besten der besten wie bspw. die ART Basel, die Musikfestwochen in Luzern oder das Jazzfestival in Montreux. Zu diesen Events, unsere sog. Top Events of Switzerland kommen die Gäste ausschließlich wegen der Veranstaltung. Andererseits bieten Events in den Ferienorten ein schönes Zusatzangebot für die Gäste. Sie lassen sich sehr gut in die Kommunikation mit einbinden. Aber mit Veranstaltungen alleine kann eine Destination nicht überleben. Das Gesamtkonzept muss stimmig sein.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus in 2017? Wo sehen Sie Optimierungsbedarf?

Ich wünsche mir sehr viele zufriedene Gäste aus Deutschland, welche ihren Freunden, Bekannten und Verwandten von unvergesslichen Erlebnissen berichten. Zudem, dass die Erneuerungs- und Investitionsbereitschaft in der Branche nach wie vor so hoch bleibt, wie sie im Moment ist. Damit überstehen wir auch schwierige Zeiten und sind gut für die Zukunft aufgestellt.

Vielen Dank für das Interview!
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