Reto Fry-Bissegger

Gründungsmitglied der Greenstyle Foundation

Greenstyle Foundation: Aus Liebe zur Natur

Reto Fry-Bissegger

Gründungsmitglied der Greenstyle Foundation
Reto Fry-Bissegger ist Gründungsmitglied der Greenstyle Foundation.
Sehr geehrter Herr Fry-Bissegger,
wie passen Nachhaltigkeit und moderner Tourismus zusammen?

Prinzipien der Nachhaltigkeit (Nachhaltigkeitsdreieck, Ökologie, Ökonomie, Soziologie) können überall angewendet werden. Man kann immer versuchen etwas so nachhaltig wie möglich zu gestalten oder einfach nichts machen egal in welcher Branche man sich befindet. Es geht nicht um schwarz und weiß. In Flims Laax Falera leben wir vom Tourismus. Für uns ist es keine Option einfach die Bahnen abzustellen. Es gibt jedoch zahlreiche Gründe warum es absolut Sinn macht dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Zum Beispiel Energieeffizienz- jede nicht verbrauchte Energie ist die günstigste und umweltfreundlichste. Klimaschutz: Wir brauchen den Schnee. Ein stabiles Klima ist lebenswichtig. Durch Effizienzmaßnahmen und die Substitution von fossilen Energieträgern durch erneuerbare, werden wir unabhängiger von Ölimporten. Es fließt weniger Kapital ins Ausland und steht wieder für weitere sinnvolle Maßnahmen zur Verfügung. Wir versuchen die Natur und Landschaft als wichtigstes Kapital des Tourismus, welches gratis zur Verfügung steht, zu bewahren und entwickeln

Würden Sie sagen, dass der durchschnittliche Urlauber sensibler gegenüber Themen wie „Umweltschutz“ und Co. geworden ist?

Wir sind Teil der Natur und sie ist unsere Lebensgrundlage. Es liegt uns nur schon deshalb am Herzen sie nicht sinnlos zu zerstören, sondern mit unseren Möglichkeiten und dem neusten Wissen, so sanft wie möglich anzufassen und sogar zu entwickeln. Natürlich kann die Natur ohne den Menschen funktionieren, aber das ist nun mal nicht so aber wir sind Leidensgenossen. Ein paar Beispiele: Unterhalten von unseren Kulturlandschaften (z.B. Trockenwiesen) fördert die Biodiversität. Bautätigkeiten werden durch eine ökologische Baubegleitung kontrolliert und Maßnahmen zur Verbesserung der Umwelt definiert. Oder durch die Gründung der Greenstyle Foundation erhalten alle Leute die Möglichkeit, die Umwelt mit einem kleinen Beitrag, dafür gebündelt, zu entwickeln und zu schützen. Beispielsweise durch ein Förderprojekt zur Vermehrung von alten heimischen und ökologisch wertvollen Wildobstarten. Teilweise müssen auch Schandtaten von unseren Vorfahren ausgemerzt werden. Früher, als man es noch nicht besser wusste, wurde der Kehricht auf dem Vorab in den Gletscherspalten entsorgt. Durch das zurückgehen der Gletscher, kommt der Abfall wieder ans Tageslicht und muss fachgerecht entsorgt werden. Oder in den Bergen ist man gesegnet mit Sonnenstunden, vor allem auch im Winter. Da liegt es nahe den Strom aus der Sonne zu erzeugen und möglichst auf fossile Energien zu verzichten, was wiederum eine Verbesserung darstellt. Es ist sicher nicht einfach, aber die Möglichkeiten sind hier und sie sind zahlreich die Welt besser zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben.

Die Natur ist unsere Lebensgrundlage
Welche Möglichkeiten ergeben sich hier mit Hinblick auf den Tourismus?

Wichtig ist Information und Sensibilisierung. Dabei denke ich vor allem an Naturthemen. Menschen nutzen die Natur, können sie aber auch schützen wenn sie über die Themen Beischeid wissen. Wildruhezonen, seltene Arten, vom Aussterben bedrohte Arten etc. Aber auch das Thema Klimaschutz ist eine Möglichkeit die Leute darauf aufmerksam zu machen und zu mobilisieren etwas dagegen zu unternehmen. Zusammen mit anderen Destinationen wie Aspen Snowmass oder Arosa Lenzerheide, nehmen wir an einer weltweiten Kampagne – I am Pro Snow – 100% committed“ teil und machen unsere Gäste darauf aufmerksam. Denn wenn wir den Klimawandel nicht einzudämmen vermögen, sind alle anderen Probleme vermutlich irgendwann irrelevant geworden…. Man kann es auch sportlich sehen: Falls Gäste ihr Urlaubsziel vermehrt nach nachhaltigen Kriterien auswählen, werden alle plötzlich kreativ und gute neue Maßnahmen/Konzepte werden entstehen.

Wie finanziert sich die Greenstyle Organisation?

Mit Greenstyle verfolgen wir eine Vision für die gesamte Destination. Wir möchten das erste selbstversorgende Wintersportresort werden. Die Vision wurde im Zusammenhang mit dem Umwelt und Energiekonzept Greenstyle der Weissen Arena Gruppe entwickelt. Maßnahmen der WAG werden auch von der WAG finanziert. Die Greenstyle Foundation hingegen ist eine unabhängige non-profit Organisation welche von der WAG gegründet wurde mit dem Ziel Greenstyle auch außerhalb der WAG in den Gemeinden und der ganzen Region zu fördern. Die Stiftung finanziert sich durch freiwillige Spenden. Wir suchen verschiedene Kanäle zum Beispiel auf unseren online Buchungsplattformen, auf welchen wir den Gästen die Möglichkeit bieten, eine freiwillige kleine Spende zu machen. WAG Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit einer monatlichen Spende durch einen Lohnabzug. Dieser Betrag wird von der WAG verdreifacht. So sollen viele kleine Beiträge zusammenkommen und gebündelt für gemeinnützige Projekte zur Verfügung stehen. Die Stiftung ist eine Kooperation der WAG, welche das Startkapital zur Verfügung gestellt hat sowie für administrative Kosten, den Sekretär der Stiftung etc. aufkommt. So können wir garantieren, dass 100% der Spenden auch in Projekte fließen. Jeder Spender hat zudem die Möglichkeit sich unentgeltlich für den Stiftungsrat zu engagieren und mitzuentscheiden wie das Geld ausgegeben werden soll.

Locker bleiben, aber nicht locker lassen
Wie wird sich der Tourismus, Ihrer Meinung nach, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln? Würde Sie sagen, dass vielerorts umgedacht werden wird?

Es gibt keinen Grund es nicht zu machen. Alle können nur profitieren. Wenn sich ein gesunder Konkurrenzkampf in diesem Zusammenhang entwickelt, können wir uns auf eine viele gute Maßnahmen freuen.

INFOBOX

Bild3 gaudenzdanuser©Gaudenz Danuser
Die Greenstyle Stiftung ist eine gemeinnützige Organisation. Gegründet und verwaltet durch Arbeitnehmer, Einheimische und Leuten mit Bindung zur Feriendestination Flims Laax Falera. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Reto Fry-Bissegger, Senta Gautschi, Martin Caspar Ragettli und Reto Gurtner. Einige Ziele der Stiftung sind zum Beispiel der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen, Klimaschutz, Förderung von umweltfreundlichen Technologien und erneuerbaren Energien. Ebenso wie sachgemäße Abfallentsorgung und Recycling sowie gesundheitsschädigende Emissionen verringern und die Lebensqualität in der Region verbessern. „Die Finanzierung geschieht über „Crowdfunding“. Spenden sind somit freiwillig und für alle möglich.
Quelle: http://www.weissearena.ch/

Welche Rolle spielt die Forschung für Ihre Organisation? Befinden Sie sich immer auf der Suche nach Verbesserungspotenzial? Wenn ja, in welchen Bereichen genau?

Wir können gemäß Stiftungszweck Forschung und Bildung im Bereich Umwelt unterstützen. Was heute für richtig gehalten wird, muss Morgen nicht auch noch 100% stimmen. Deshalb ist es wichtig offen und flexibel zu bleiben. Zum Beispiel: Aktuell ist ein Elektrofahrzeug mit erneuerbaren Energien geladen die bessere Alternative zum Verbrennungsmotor. Ob das für immer die beste Lösung bleiben wird, wird sich herausstellen.

Welche Rolle spielt das Recycling für einen umweltfreundlichen Urlaub?

Die heutige Gesellschaft verursacht ein vielfaches an Abfall als noch vor wenigen Jahren. Die zum Teil unsachgemäße Entsorgung verschmutzt unsere Umwelt. Ein Umdenken macht sicher Sinn, denn Abfälle sind Rohstoffe am falschen Ort. Ein funktionierendes Recycling schont Ressourcen und spart Energie. Auch ist es etwas, was jeder Einzelne problemlos mit seinem Verhalten verbessern kann. Deshalb ist es entscheidend, dass der Urlaubsort den Gästen die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Wie würden Sie Ihre Ziele für die kommenden Jahrzehnte zusammenfassen?

Damit wir das erste selbstversorgende Wintersportresort werden, müssen wir die Stromproduktion aus erneuerbaren stetig erhöhen. Wir decken zwar schon heute den Strombedarf zu 100% aus Wasserkraft eigenen Solaranlagen und etwas Biomasse (Holzpellets) ab. Mittelfristig soll unser Heizölbedarf auf 0 Liter reduziert werden, langfristig möchten wir auch die Mobilität mit erneuerbaren Energien versorgen. Gleichzeitig die Energieeffizienz steigern und den Abfallberg verkleinern. Unserer Natur und Landschaft sorge tragen und sie sauber halten. Dies alles erfordert auch vermehrt die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der Wirtschaft. Reto Gurtner der CEO der WAG sagt immer, „ locker bleiben aber nicht locker lassen“

Vielen Dank für das Interview!
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