Klaus Nussbaumer

CEO Pizolbahnen AG

Skigebiet Pizol: 300 Tage Pizol erleben

Klaus Nussbaumer

CEO Pizolbahnen AG
Klaus Nussbaumer ist seit knapp sieben Jahren der CEO der Pizolbahnen AG. Davor war er bei den Bergbahnen Diedamskopf / Silvretta Montafon, der Pfänderbahn AG sowie bei den Bergbahnen Brandnertal beschäftigt.
Hallo Herr Nussbaumer,
würden Sie Ihr Pistenangebot als „bunt-gemischt“ bezeichnen. Oder anders: kommen hier auch Anfänger auf ihre Kosten?

Der Pizol bietet ein abwechslungsreiches Angebot an Pisten an. Die Pisten sind selektiv. Für Anfänger bestehen zwei Übungslifte mit dem passenden Gelände. Wer am Pizol das Skifahren lernt, kann Skifahren. Besonders hervorzuheben ist die Weitsicht über das Rheintal bis über den Bodensee.

Vor kurzem fand eine Eröffnung einer neuen Bahn statt. Waren Sie mit dem Event zufrieden?

Die neue 6er-Sesselbahn Schwamm erschließt eine der schönsten Pisten am Berg. Mit der dazu erstellten Beschneiung können wir auch den unteren Teil der Anlage auf 1400 m.ü.M. schneesicher halten. Mit den Sesseln im Porsche Design kommt man nach einer beschwingten Abfahrt wieder sehr bequem auf den Berg. Wir hätten uns zu Beginn der Saison nur noch mehr Winterstimmung erhofft, so wäre das Einweihungsfest perfekt gewesen.

Wie unterscheiden sich Ihre Bahnen voneinander?

Der Pizol unterscheidet sich sicherlich von seiner nahen Anreise. In nur 1 Stunde ist der Pizol von Zürich, St. Gallen oder Lindau erreichbar. Die Talstationen der beiden Zubringeranlagen (8er-Gondelbahnen) liegen auf ca. 500 m.ü.M. und nur 5 Minuten von den Autobahnausfahrten entfernt. Ohne Stau geht es somit in wenigen Minuten auf die Piste, die dann bis auf 2250m.ü.M. reichen und nordseitig liegen.

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©Pizolbahnen AG

Welche Modernisierungsmaßnahmen wurden im Laufe der Jahre durchgeführt?

Die Pizolbahnen feiern 2018 das 65 jährige bestehen. In dieser langen Zeit hat sich viel getan. Vorallem in den letzten 10 Jahren wurden über 50 Mio. in den Berg investiert. 2007 und 2009 wurden die Zubringerbahnen durch moderne 8er-Gondelbahnen ersetzt. Dabei wurde auch der Übungslift Prodboden und ein Förderband erneuert. 2016 folgte der Ersatz des Schlepplift Schwamm durch eine schöne 6er-Sesselbahn. In den dazwischenliegenden Jahren wurde in die Beschneiung investiert und damit die Schneesicherheit erhöht.

Welche Abteilungen entscheiden, wann und wo solche Maßnahmen durchgeführt werden (müssen)?

Die Pizolbahnen sind eine kleine Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren sehr verschlankt hat. Strategisch entscheidet der Verwaltungsrat der Gesellschaft. Operativ wird in der Geschäftsleitung entschieden. Damit wir zielgerecht arbeiten, haben wir einen Sommer- und Wintermasterplan erstellt. Dieser wird jährlich evaluiert und wenn notwendig angepasst. Alle Entscheidungen werden darauf abgestimmt.

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©Pizolbahnen AG

Was hat es mit der 60plus-Aktion auf sich?

Der Pizol ist ein klassisches Tagesgast Skigebiet. Daher nimmt die Gästeanzahl ab Mitte März unter der Woche stark ab. Um dem entgegenzuwirken haben wir im März für Senioren von Montag bis Freitag eine Tageskarten Aktion gestartet. Nachdem Senioren unter der Woche Zeit haben und im März die Pisten meistens sehr gut sind, wird die Aktion sehr gut angenommen. Es belebt den Berg auch unter der Woche.

Wird der Betrieb Ihrer Bergbahnen an besondere Events angepasst? Immerhin ist hier ja dann auch verstärkt mit mehr Besuchern zu rechnen…

Die meisten Veranstaltungen wie Musik in den Berghäusern, Skitests u.v.m. finden im Regelbetrieb statt. Viele Firmen und Vereine nutzen aber auch die Möglichkeit am Abend einen Anlass in einem der Gästehäuser durchzuführen. Für diese fahren die Bahnen je nach Bedarf und Wunsch.

Was bietet mir der Abo-VVK genau?

Die Pizolbahnen verkaufen gut 60% der Abos für die nächste Saison bereits wieder ab Mitte März bis Ende Saison. Dabei erhalten die Käufer 20% Rabatt auf den regulären Tarif. Viel nutzen auch die Möglichkeit den kommenden Sommer mitzubuchen. Wir verkaufen mehr Jahreskarten als Wintersaisonkarten. Mit der Jahreskarte stehen dem Gast fast 300 Tage für eine Bergfahrt mit einer oder mehreren Bahnen zur Verfügung.

INFOBOX

Bild3©Pizolbahnen AG
Genießen Sie die bestens präparierten und abwechslungsreichen Pisten am Pizol. Zwei moderne 8er-Gondelbahnen bringen die Wintersportler ab Bad Ragaz und Wangs direkt auf die perfekt präparierten Pisten am Pizol – nur eine Stunde von Zürich oder St.Gallen gelegen. Am Pizol verteilen sich die Skifahrer und Snowboarder auf 43 km zertifizierte Pisten, die von neun Sesselliften und Skiliften erschlossen werden. Ein Highlight ist die topmoderne 6er-Sesselbahn Schwamm im Porsche-Design. Dazu kommen der Riderpark Pizol, die Airboard-Strecke und der Panorama-Höhenweg – alle mit einer faszinierenden Weitsicht bis zum Bodensee. Elf moderne Gondelbahnen, Sesselbahnen und Skilifte verteilen die Wintersportler auf 43 Pistenkilometer. Der Pizol ist das erste Schweizer Skigebiet mit zertifizierten Pistenlängen. Zwölf Restaurants und Berghütten bieten am Pizol ein vielfältiges kulinarisches Angebot mit einer faszinierenden Weitsicht auf die Alpen.
Quelle: http://pizol.com

Skifahren gilt immer als DER Klassiker. Wie begeistert sind die Touristen aber vom Winterwandern? Sind denn wirklich alle Wanderstrecken über die Bergbahnen erreichbar?

Der Winter wird natürlich immer noch von der Mehrheit für den klassischen Wintersport verwendet. Immer mehr Personen nutzen aber die Bahnen auch um die Alternativen zu erreichen. So bietet der Pizol Winterwandern, Schneeschuhlaufen, Skitouren auf den 2844m Hohen Pizol, oder auch den Schlittelweg an. Seit dem Sommer 2016 wird auch der Pizol-Panorama-Höhenweg zwischen Laufböden und Pizolhütte neu geführt und zeigt die schönsten Ausblicke auf die umliegende Bergwelt und das Rheintal. Dieser neue Weg ist Winter wie Sommer äußerst begehrt.

Sind die Bergbahnen behindertengerecht gebaut?

Die neuen Gondelbahnen wurden behindertengerecht ausgeführt. Besonders bei der Gondelbahn Bad Ragaz kann man zudem über einen Lift direkt ins Panoramarestaurant Aurea kommen.

Der erste Verwaltungsrats-Präsident der Luftseilbahn Wangs ist vor kurzem gestorben. Wie wird sein Erbe in Zukunft weiter fortgeführt?

Der Pizol hat eine lange Skigeschichte. 1917 war der Pizol der bekannteste Schweizer Skiberg. Damals kam am Pizol auch das Skifahren auf. Die Einheimischen waren zuerst noch skeptisch. Der Präsident der SAC-Sektion Piz Sol war im Jahr 1903 noch überzeugt: «Es sind in unserer Sektion drei Skifahrer, und es werden wahrscheinlich nie mehr werden! Es gab einige Anläufe den Pizol auch mit Skiliften zu erschließen. Daher gab es am Pizol sehr viele Pioniere. Joe Müller ist erst vor kurzem im 100. Lebensjahr verstorben und war einer von diesen. 1953 konnte dann mit dem Bau begonnen werden. Schon damals mit zwei Zubringer und zwei Gesellschaften. Diese wurden 2007 zusammengeführt und die Pizolbahnen AG entstand in heutiger Form. Heute versuchen wir den Betrieb langfristig zu sichern und für die Region zu erhalten. Nachdem sich die Rahmenbedingungen (Wetter- und Schneebedingungen, Euroschwäche, Grenznähe….) in den letzten Jahren massiv verändert haben, ist dieses Unterfangen nicht einfacher geworden. Wir haben aber ein schönes Produkt und glauben an unsere Zukunft!

Vielen Dank für das Interview!
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