Flo Orley

Snowboard-Profi der Freeride World Tour

Freeride-Routinier über die Freeride Tour und seine Karriere

Flo Orley

Snowboard-Profi der Freeride World Tour
Flo Orley zählt zu den besten Snowboard-Profis der Welt. Er hat Sportmanagement studiert und ist nun staatlich geprüfter Snowboardführer sowie Dracen- und Paragleit-Tandempilot. Er wohnt im Winter mit seiner Familie in Innsbruck und im Sommer am Wolfgangsee im Salzkammergut. Im Sommer widmet er sich voll und ganz seinen Kindern.Erst mit 25 ist er im Freeride-Bereich angefangen. Seine Erfolge können sich dennoch sehen lassen. Er ist Vizeweltmeister 2011, 2014 und 2016 und ist bei der WM 2008 und 2015 Dritter geworden. Flo Orley ist nicht nur Routinier bei der Freeride World Tour sondern auch Coach der Nachwuchsfahrer.
Hallo Herr Orley,
Vize-Champion in der Freeride World Tour 2016 – ein Riesenerfolg. Herzlichen Glückwunsch. Wie war dieser Erfolg für Sie? Was waren Ihre schönsten Momente?

Es war ein ganz besonderer Winter für mich, weil es mein letzter Winter war und somit auch das letzte Mal bei der Freeride World Tour. Die Saison fing durchmischt an, da ich immer knapp hinterm Podium war und die Plätze 5, 6 und 7 gemacht habe. Umso schöner war es, als es dann nach Verbier ging zu meinem Lieblingsberg, wo alles angefangen hat vor 16 Jahren. Und dort einen guten Lauf hinzulegen, der dann auch nach mit dem 2. Platz belohnt wurde, war schon was ganz besonderes für mich.

Lebe deinen Traum
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©Klaus Polzer

Gibt es einen Grund für Ihr Karriereende als professionellee Freerider?

Weil ich jetzt seit 16 Jahren Freeride Contests mitfahre und seit 2008 bei der Freeride World Tour mitfahre und in der Zeit zweimal Vize-Weltmeister und dreimal Dritter war innerhalb von neun Jahren. Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, denn es gibt noch viele andere tolle Dinge im Leben außer Freeride Wettbewerbe mitzufahren. Außerdem habe ich zwei kleine Kinder mit denen ich mehr Zeit verbringen möchte und ich möchte unbedingt mal wieder ein tolles Filmprojekt umsetzen.

Sie als Profi auf dem Snowboard haben natürlich sehr viel Erfahrung und wissen genau was Sie tun. Würden Sie sagen, man braucht nur Können um eine gute Platzierung auf der FWT zu erlangen oder gehört da auch einfach etwas Glück dazu?

Erfahrung ist mit das Wichtigste bei den Contests. Wir können uns die Hänge im Vorfeld nur von unten anschauen und müssen uns eine Linie aussuchen, die wir fahren wollen. Dabei sind so viele Faktoren zu beachten, wie das Gefälle, der Untergrund, die Schneebeschaffenheit, die Steilheit usw. Selbst wenn man sich eine flüssige Linie von unten ausgesucht hat, muss man diese auch erstmal fahren, denn von oben schaut es schon wieder ganz anders aus.

Nur wer auf die Berge geht, kann auf die Menschen im Tal herabblicken!
Wie bereiten Sie sich für die FWT vor? Gibt es dort bestimmte „Rituale“ die jedes Mal aufs Neue einfach dazu gehören?

Man muss die Linie, die man sich im Vorfeld ausgesucht hat und fahren möchte, Auswendiglernen und ganz genau visualisieren – sodass man sie mit geschlossenen Augen fahren könnte. Man muss sich klar machen, das sie von oben ganz anders aussieht als von unten, denn oben am Start sieht man nur noch weiße Hügel. Erst wenn man genau weiß, wo man abspringen muss und wo man lang möchte, hat man genug Kapazitäten um auch wirklich schnell zufahren und die Sprünge zu steigern. Es ist einfach wichtig, wenn man oben steht, dass man einen genauen Plan und eventuell einen Plan B in Petto hat. Man muss im Kopf alles durchgehen und auf alles gefasst sein, sodass ich für jede mögliche Situation einen Weg habe.

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©Klaus Polzer

Wo lagen Ihre Highlights der kompletten FWT? Welche der Abfahrten hat Ihnen einfach am meisten Spaß gemacht?

Klicken Sie hier um Ihre Antwort zu schreiben. Meine Lieblingsberge sind die großen Berge. Wenn wir, wie in Alaska oder Verbier 600-1000 Höhenmeter abfahren, dann kann ich meine ganzen Stärken ausspielen – hohe Geschwindigkeit, große Sprünge, enorme Steilheit – da bin ich zu Hause.

Jeder fängt irgendwann mal klein an, meist auch erst auf Ski. Wie sind Sie zum Wintersport gekommen? Und wann haben Sie das Snowboarden für sich entdeckt?

Innsbruck war der europäische Geburtsort fürs Snowboarden. Bereits 1985 habe ich mit damals zehn Jahren damit angefangen und war sofort fasziniert von dieser Sportart. Auch wenn ich gerne Ski fahre zum Beispiel mit meinen kleinen Kindern, gehört mein Herz dem Snowboarden. Es ist einfach eine viel spielerische Sportart und macht im freien Gelände mehr Spaß.

INFOBOX

portrait3_300_300px©Klaus Polzer

Auf der Nordkette befinden sich die steilsten Skirouten Europas und 1.500 Meter Höhendifferenz vom Hafelekar bis zurück zur Hungerburg – wer die Offpiste & ohne stehenzubleiben schafft, der kann sich schon zu den Cracks zählen. Der Stubaier Gletscher punktet gerade im Frühwinter mit perfekten Hike to Ride Möglichkeiten, wenn es woanders noch grün ist. Als Tor in die Gletschwelt der Stubaier Alpen ideal für den versierten Freerider, der sich Hochalpin bewegen möchte. Die Axamer Lizum hat sich als Ausrichter des 3* Freeride World Qualifyers einen Namen gemacht. Neben vielen offenen Hängen und Natural Pipes haben vor allem die wunderschönen Coloirs der Kalkkögel durch ihre nordseitige Ausrichtung auch im April noch Powder. Im Kühtai warten unzählige leicht erreichbare Runs auf den Freerider, auch bei wenig Schneeauflage kann man hier durch den Almwiesenuntegrund sein Lines in den Powder ziehen.

Freeriden birgt leider auch sehr viele Gefahren, die sich nicht zu 100% vermeiden lassen. Wann haben Sie das Freeriden für sich entdeckt? Ist Ihnen in dieser Zeit schon einmal ernsthaft etwas passiert?

Sobald man den gesicherten Schieren verlässt, lauern auf die Wintersportler alpine Gefahren, von denen die heimtückischste die Lawinengefahr ist. Man muss sich als Freerider von Beginn an mit diesem Thema auseinandersetzen, d.h.: Lawinenkurse besuchen, sich um die richtige und perfekte Ausrüstung kümmern und das entsprechende Backcountry Know-how aneignen. Nur wer die goldene Regeln des Freeridens beachtet, kann unfallfrei in den Bergen unterwegs sein. Es ist ein ständiges Risikomanagement, das ich seit über 20 Jahren betreibe und daher auch bis heute weitgehend unfallfrei unterwegs bin.

Sie haben schon eine Menge an unberührten Hängen „bezwungen“ und kennen somit einige Gebiete. Haben Sie einen Favoriten? Wo gefällt es Ihnen am besten?

Mein Lieblingsgebiet sind die Berge rund um meine Heimatstadt Innsbruck. Kaum irgendwo anders habe ich je nach Zugrichtung der schneebringenden Tiefdruckgebiete immer irgendwo perfekte Bedingungen. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würde ich allerdings öfter mit dem Helikopter die Westküste Alaskas oder Kanadas unsicher machen, denn dort gibt es einfach mehr Schnee und durch die Nähe zum Meer ist die Lawinengefahr dort viel niedriger als bei uns.

Bei Ihnen wird es niemals langweilig. Was können wir uns unter Ihrem Freeride Center Austria vorstellen? Was wird dort genau angeboten?

Unser Freeride Center ist spezialisiert auf maßgeschneiderten Packages. Egal ob Anfänger, Intermediate oder Profi, erste Tage im Tiefschnee, Freeriden vom Lift weg oder Splitboard Touren, alpines Aufsteigen und abseilen in Steile Couloirs – bei uns kann man alles erleben. Einfach melden unter Freeridecenter Austria und wir stellen gemeinsam das perfekte Programm für den Gast zusammen.

Zum Abschluss…. Wie sieht Ihr perfekter Tag auf dem Snowboard aus?

Ein dickes Müsli als Frühstück, mit dem ersten Lift auf dem Berg, ein paar Abfahrten im frischen Schnee zum Aufwärmen, dann das Splitboard oder die Schneeschuhe an die Füße geschnallt und Aufstieg zu einem schönen Gipfel. Vielleicht ein bisschen klettern noch ganz oben und zum Abschluss eine fette Line bis hinunter ins Tal – und das Ganze natürlich geteilt mit den bersten Freunden!

Vielen Dank für das Interview!
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